Tagesfahrt Rheinhessen am 9. Oktober 2004
Warum heißt das Weinanbaugebiet Rheinhessen „Rhein-Hessen und liegt doch in Rheinland-Pfalz?
Und wie schmecken die aktuellen Weine dort?
Diese zwei zentralen Fragen trieben eine komplette Busladung Mitglieder der Weinakademie-Schwalm-Eder an einem sonnigen Oktobersamstag in Deutschlands größtes Weinanbaugebiet.
Der Name „Rheinhessen ist einfach erklärt:
Nach dem Wiener Kongreß wurde der Großherzog von Hessen-Darmstadt 1816 für Gebietsverluste entschädigt. So erhielt er eine linksrheinische, früher zur Kurpfalz gehörende Provinz und nannte sie „Rheinhessen, obwohl dort nie Hessen gewohnt haben. Seit 1946 gehört Rheinhessen zum damals neu gebildeten Bundesland Rheinland-Pfalz.-
Bleibt jetzt noch die zweite Frage: Wie stehts um den Wein aus Rheinhessen?
Den Weinkennern als Herkunft exzellenter Gewächse bekannt, leidet dieses Weinanbaugebiet auch noch unter dem Ruf, Massenweine von eher zweifelhafter, aber weltweit beliebter Qualität zu erzeugen. Die Weinakademie mied also Gewächse wie den „Oppenheimer Krötenbrunnen und widmete sich zuerst dem Weingut Heinrich Seebrich in Nierstein. Der Betrieb wurde 1783 gegründet und ist seitdem in Familienbesitz. Bereits Heinrich Seebrich Senior stellte das Gut in den 50er Jahren komplett auf Weinbau um und füllte einen Großteil der Weine selbst auf Flaschen ab. Seit 1985/86 hat Heinrich Seebrich Junior hier die Zügel in der Hand. Unterstützt von seinem Sohn Jochen arbeitet er daran, den ohnehin guten Ruf des Betriebes weiter zu verbessern. Dabei bauen die Beiden nicht mehr nur auf klassische Niersteiner Weißweine, die aufgrund des hohen Exportanteils immer noch zu einem Viertel restsüß ausgebaut werden. Die Rotweine nehmen inzwischen rund zweieinhalb Hektar der Rebfläche ein, wovon fast die Hälfte mit Dornfelder belegt ist. Auch mit Barriquefässern wird seit Neuestem im rund 100 Jahre alten Keller experimentiert. Eine üppige 8er Fach-Weinprobe und das gemeinsame Mittagessen überzeugte die Weinreisenden von der soliden Qualität dieses Hauses. Zur Erholung ging es danach nach Oppenheim ins „Kellerlabyrinth. Das alte Weinhandelsstädtchen und die frühere Reichsstadt ist fast komplett unterkellert. Durch verschiedene Stadtbrände wurden Neubauten zum Teil nicht direkt auf den Ursprungsfundamenten wiederaufgebaut. Seit einem Jahr kann der Tourist die mittlerweile miteinander verbundenen, teilweise in mehreren Stockwerken übereinander liegenden Keller auf einer gut zweistündigen unterirdischen Führung erwandern und dabei viel über die wechselhafte Geschichte Oppenheims erfahren.
Der Besuch des Weingutes Dr. Heyden in Oppenheim bildete den Höhepunkt und Abschluss einer interessanten Weinexkursion.
Dies ist ein vollkommen neu gegründetes Weingut. Um seinem Sohn, der in Geisenheim Weinbau und Getränketechnologie studierte, ein geeignetes Betätigungsfeld zu schaffen, übernahm Dr. Karl W. Heyden 1999 rund sieben Hektar Weinberge in guten und besten Lagen Oppenheims, die aus dem Besitz des Weingutes Friedrich Baumann stammten. Die Weinbereitung lag bereits im ersten Jahr ganz in den Händen von Dipl. Ing. Frank Heyden. Dessen Maxime ist es, die Möglichkeiten des außergewöhnlichen Terroirs zu nutzen um Spitzenweine zu erzeugen und er hat bereits eine recht klare Vorstellung davon, wie dieses Ziel erreicht werden kann.
Auf ca. zehn Hektar Rebgelände kultiviert Familie Heyden die klassischen rheinhessischen Rebsorten, wie z.B. Riesling, Sylvaner und Dornfelder, die dann Frank Heyden, den man durchaus als „jungen Wilden in der Weinzunft bezeichnen kann, durch ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein und eine ungehemmte Kreativität zu hochwertigen und z. T. extravaganten Qualitätsweinen ausbaut.
Neun Goldene, acht Silberne und acht Bronzene Medaillen sowie positive Bewertungen in der Fachpresse zeugen vom Stil dieses Familienweingutes, das zu den 100 besten Weingütern in Rheinhessen zählt.-
Autor: Frank Fulda-Lengen